Einleitung
Seit 1949 steht in Deutschland die Aufgabe auf dem Plan das Bundesgebiet neu zu gliedern, nachdem zwischen 1945 und 1949 viele Grenzen der
Bundesländer von den alliierten Siegermächten oder durch andere teilweise bereits mehr als 200 Jahre zurückliegende Ereignisse künstlich
gezogen wurden.
Die neu gegründete Bundesrepublik Deutschland hatte diese Aufgabe 1949 als Muss-Aufgabe in das Grundgesetz mit aufgenommen. Durch eine Änderung
des Grundgesetzes in den 1970er Jahren wurde daraus eine Kann-Aufgabe.
Mehr Informationen dazu finden Sie auf Wikipedia: Wikipedia:Neugliederung des Bundesgebietes
Intention des Verfassers dieser Webseite
Sowohl als volkswirtschaftlicher also auch als kulturhistorischer Laie beschäftigt mich das Thema bereits einige Zeit. Für mich zeigt sich, dass offensichtlich alle der kursierenden Karten für eine mögliche Neugliederung entweder zu alt, nicht ausgereift, nur mit einem sehr regional geprägtem Wissen erstellt oder von einem sehr starkem regionalen Patriotismus überschattet sind. Hierbei wird offensichtlich oft vergessen, dass es in erster Linie um bundesweite volkswirtschaftliche Aspekte geht, welche die Länderfinanzierung und den Länderfinanzausgleich stabilisieren und sichern und die Entwicklungspotentiale der Bundesländer optimieren sollen. Auch geht die Absicht unbedingt die Anzahl der Bundesländer mehr oder weniger stark reduzieren zu wollen im Ergebnis oft in die falsche Richtung, weil wieder nur künstliche Konstrukte, die keine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung erfahren können, geschaffen werden. Das Problem in Deutschland ist nicht, dass es zu viele Bundesländer gibt, sondern dass diese zu unterschiedlich groß sind.
Es ist ausdrücklich jeder Bürgerin und jedem Bürger erlaubt die auf dieser Website zur Verfügung gestellten Ergebnisse zu verwenden und weiter zu entwickeln, so fern ich dazu eine Rückmeldung erhalte. Mindestens genau so sehr freue ich mich über konkrete Verbesserungsvorschläge und allgemeine Stellungnahmen.
Voraussetzungen für ein erfolgreiches Konzept
Festlegungen
Es müssen als Erstes sowohl eine Mindestgröße als auch eine Maximalgröße für Bundesländer festgelegt werden. Denn die Verwaltung größerer Bundesländer ist ab einen gewissen Umkehrpunkt ebenfalls wieder teurer, als die kleinerer Bundesländer, u.a. weil in verschiedenen Bereichen zur effektiven Verwaltbarkeit hierarchische Zwischenebenen eingeführt werden müssen.
Als Mindestgröße dieser sehr selbständigen Gebietseinheiten haben bereits mehrere Studien fünf Millionen Einwohner empfohlen. Diese Studien wurden teilweise noch vor der Etablierung der Techniken der modernen Elektronischen Datenverarbeitung erstellt, welche als weitere Effizienzsteigerung für die Verwaltung noch berücksichtigt werden kann. So habe ich für die Ausarbeitung eines ersten Entwurfs eine Mindestgröße von vier bis fünf Millionen Einwohnern festgelegt.
Als Maximalgröße habe ich zur Schaffung einer möglichst hohen Chancengleichheit in etwa das Doppelte, also acht bis zehn Millionen Einwohner, festgelegt. Dies entspricht auch der Einwohnerzahl bzw. Größe, ab der die Einrichtung von Regierungsbezirken, wie derzeit z.B. in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Würrtemberg, notwendig wird, damit das Bundesland noch wirksam verwaltet werden kann. Die Regierungsbezirke verursachen selbst jedoch auch hohe Kosten und weiteren Aufwand, so dass diese aus volkswirtschaftlichen Gründen durch nicht zu große Bundesländer vermieden werden sollten.
Lediglich die Bundeshauptstadt Berlin darf als einziges der aktuellen Bundesländer hiervon abweichen.
Kriterien
Das offensichtlich Neue und fast schon etwas Revolutionäre meiner Vorgehensweise liegt darin, dass ich als wichtigstes Kriterium gewachsene Kulturräume herangezogen habe, in der Hoffnung, dass sich die heutigen Wirtschaftsräume gebietsmäßig immer noch mit diesen Kulturräumen decken. Als Basis hierfür habe ich versucht die Dialektgebiete zu ermitteln. Da seit Mitte des 20. Jahrhunderts die Mundarten aussterben bzw. allmählich durch Regiolekte ersetzt werden, muss hier der Zustand zum Ende des Zweiten Weltkrieges verwendet werden.
Es zeigte sich, dass dieses Kriterium enormes Potential besitzt. Allerdings habe ich noch einige Landkreise und Städte erneut zu prüfen. Hier bin ich für jede Unterstützung, gerne auch mit namentlicher Nennung, dankbar!
Eine erste Karte entsteht
Sehr einfach und schnell sind vor allem die Länder im Süden und Westen der Bundesrepublik neu gegliedert. Die Veränderungen sind teilweise
marginal. Man kann sicherlich auch noch bei einigen Landkreisen die von mir als Laie vorgenommene Zuordnung in Frage stellen. Auch könnten
weitere Landkreise auf Grund ihrer in der Vergangenheit künstlich gezogenen Grenzen geteilt werden.
Das fast um den kompletten bayerischen Regierungsbezirk Schwaben vergrößerte Baden-Württemberg "muss" auf Grund der sehr hohen Einwohnerzahl,
genauso wie Nordrhein-Westfalen und Bayern, geteilt oder verkleinert werden. Baden-Württemberg kann jedoch nicht anhand kulturräumlicher
Zuordnungen gleichmäßig aufgeteilt werden. Eine konsequente Teilung anhand historischer Aspekte hätte hier zwei sehr unterschiedlich große
Länder zum Ergebnis, Baden wäre zu klein.
Ostfalen ist, genauso wie Franken, eine sehr unbestrittene Einheit.
Thüringen-Obersachsen entspricht dem gleichnamigen Kulturraum und der Metropolregion Mitteldeutschland.
Brandenburg entspricht größtenteils den Gebieten Ostdeutschlands, die im Rahmen der Deutschen Ostsiedelung
des Mittelalters in erster Linie von Sachsen besiedelt wurden.
Ansonsten verändert sich nicht wirklich viel.
Die Pfeile markieren mögliche weitere Veränderungen, insbesondere durch weitere Teilungen von Landkreisen.
Einwohnerzahlen und historische Siedlungsbereiche
Die Siedlungsbereiche anhand des Zustands zum Ende der Deutschen Ostsiedlung des Mittelalters sind vor allem zur reinen Information aufgelistet, stellen aber letztendlich indirekt dennoch eine der Grundlagen für die kulturräumliche Zuordnung dar. Vollständig assimilierte Volksgruppen sind nicht aufgeführt.
Bundesland | Einwohner (Mio.) | Ursprünglicher Siedlungsbereich der |
---|---|---|
Baden-Württemberg | 10,4 | Schwaben, Alemannen |
Bayern | 6,9 | Baiern (Bajuwaren) |
Brandenburg | 7,2 | Sachsen |
Franken | 5,3 | Franken |
Hessen | 6,3 | Franken |
Mosel-Pfalz | 6,4 | Franken |
Niedersachsen | 9,1 | Sachsen, Friesen, Dänen |
Ostfalen | 5,8 | Sachsen |
Rheinland | 9,8 | Franken |
Thüringen-Obersachsen | 7,4 | Thüringer, Sorben, Franken (Vogtland, Erzgebirge) |
Westfalen | 8,1 | Sachsen, Franken |
Potentielle Landeshauptstädte
Bundesland | potentielle Landeshauptstädte | bereits heute Landeshauptstadt |
---|---|---|
Baden-Württemberg | Stuttgart | ja |
Bayern | München | ja |
Brandenburg | Potsdam, Berlin | ja, ja |
Franken | Bamberg, Nürnberg | nein, nein |
Hessen | Wiesbaden | ja |
Mosel-Pfalz | Mainz | ja |
Niedersachsen | Hamburg, Bremen | ja, ja |
Ostfalen | Hannover | ja |
Rheinland | Düsseldorf | ja |
Thüringen-Obersachsen | Leipzig, Dresden | nein, ja |
Westfalen | Münster, Dortmund | nein, nein |
Lediglich in Franken und Westfalen müssen neue Landeshauptstädte eingerichtet werden.
Bamberg wäre eine gute Alternative zu den konkurrierenden größeren Städten Würzburg und Nürnberg.
In Münster befinden sich bereits einige wichtige Einrichtungen des heutigen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.
Potsdam wäre sinnvoller als Berlin, um für letzteres keine Doppelfunktion zu schaffen.
Für Leipzig spricht die deutlich zentralere Lage im Vergleich zur bisherigen Landeshauptstadt Dresden. Vielleicht wären hier ein
schleichender Umzug oder räumlich verteilte Behörden und Ministerien eine langfristig sinnvolle Variante.
Zukünftig nicht mehr Landeshauptstadt wären auf jeden Fall Erfurt, Saarbrücken, Schwerin, Magdeburg und Kiel.
Wirtschaftsräume der Europäischen Metropolregionen
Derzeit gibt es elf Metropolregionen in Deutschland. Überlagert auf die neugegliederten Bundesländer dieses Vorschlags, sieht das Ergebnis auch
ganz passabel aus. Man kann wohl davon ausgehen, dass manche Landkreise relativ einfach Ihre Mitgliedschaft entsprechend der neuen Ländergrenzen
anpassen würden. Insbesondere im Bereich Rhein-Main-Neckar ist es leicht nachvollziehbar, dass es hier Überschneidungen geben wird, zumal eine
Zusammenlegung bzw. eine neue Aufteilung der betreffenden drei Metropolregionen wohl auch sinnvoll wäre. Dass die Oberpfalz auf Grund der
räumlichen Nähe zu Nürnberg zur dortigen Metropolregion gehört, ist ebenfalls logisch. Ansonsten stimmen die Grenzen der Metropolregionen recht
gut mit den neuen Grenzen der Bundesländer überein.
Landkreise und kreisfreie Städte je Bundesland in Metropolregionen
(ohne Veränderungen an den bestehenden Metropolregionen)
Metropolregion | Bundesland | Anzahl Landkreise und Städte |
---|---|---|
Berlin/Brandenburg | Brandenburg | 15 |
Thüringen-Obersachsen | 4 | |
Bremen-Oldenburg | Niedersachsen | 17 |
Westfalen | 1 | |
Hamburg | Niedersachsen | 15 |
Ostfalen | 3 | |
Brandenburg | 2 | |
Hannover-Braunschweig- Göttingen-Wolfsburg | Ostfalen | 20 |
Mitteldeutschland | Thüringen-Obersachsen | 7 |
München | Bayern | 25 |
Baden-Württemberg | 6 | |
Franken | 1 | |
Nürnberg | Franken | 28 |
Bayern | 6 | |
Rhein-Main | Hessen | 19 |
Mosel-Pfalz | 5 | |
Franken | 1 | |
Rhein-Neckar | Mosel-Pfalz | 14 |
Baden-Württemberg | 1 | |
Rhein-Ruhr | Nordrhein | 20 |
Westfalen | 11 | |
Stuttgart | Baden-Württemberg | 12 |
Franken | 2 |
Landkreise und kreisfreie Städte je Metropolregion in Bundesländern
(ohne Veränderungen an den bestehenden Metropolregionen)
Bundesland | Metropolregion | Anzahl Landkreise und Städte |
---|---|---|
Baden-Württemberg | Stuttgart | 12 |
München | 6 | |
Bayern | München | 25 |
Nürnberg | 6 | |
Brandenburg | Berlin/Brandenburg | 15 |
Hamburg | 2 | |
Franken | Nürnberg | 28 |
Stuttgart | 2 | |
Rhein-Main | 1 | |
München | 1 | |
Hessen | Rhein-Main | 19 |
Rhein-Neckar | 1 | |
Mosel-Pfalz | Rhein-Neckar | 14 |
Rhein-Main | 5 | |
Niedersachsen | Bremen-Oldenburg | 17 |
Hamburg | 15 | |
Ostfalen | Hannover-Braunschweig- Göttingen-Wolfsburg | 20 |
Hamburg | 3 | |
Rheinland | Rhein-Ruhr | 20 |
Thüringen-Obersachsen | Mitteldeutschland | 7 |
Berlin/Brandenburg | 4 | |
Westfalen | Rhein-Ruhr | 11 |
Bremen-Oldenburg | 1 |
Topografie
Kultur- und Wirtschaftsräume bildeten sich anhand der Landschaft heraus. Mittelgebirge und Sumpfgebiete waren sehr lange nicht oder nur kaum
besiedelt. Große Flüsse stellten früher ebenfalls nur sehr schwer überwindbare Barrieren dar. So ist auch ein Vergleich mit einer
topografischen Karte sehr interessant.
Reichskreise
Selbst mit den heute in der Bundesrepublik Deutschland liegenden Teilen der von 1500 bis 1806 existierenden Reichskreise,
den Vorläufern der heutigen Bundesländer, die von Kaiser Napoleon abgeschafft wurden, gibt es eine hohe Deckungsgleichheit.
Erstes (Zwischen-)Fazit
Wenn man die endgültige Zugehörigkeit einzelner Landkreise oder deren mögliche Teilung noch als offen akzeptiert und erst im Nachhinein und unter der Einbeziehung der betroffenen Bürgerinnen, Bürger und von Experten final abklärt, ergibt sich so schon ein recht gut erkennbares Konzept, welches anhand einer kulturräumlichen Zuordnung und damit anhand historisch gewachsener Strukturen elf Bundesländer von etwa 5 bis 10 Millionen Einwohner zum Ergebnis hätte. Das größte Bundesland hätte dann nur och weniger als doppelt so viele Einwohner als das kleinste Bundesland, was gegenüber der jetzigen Situation, Unterschied Nordrhein-Westfalen zu Bremen (kleinster Stadtstaat) oder Saarland (kleinstes Flächenland), eine extreme Verbesserung darstellt.
Schwierige Regionen
Rheinhessen, Kurpfalz, Nord-Baden, Südfranken, Heilbronn-Franken, Odenwald, Spessart
Südfranken, den Südfränkischen Dialketraum, auf Grund der gemeinsamen Zugehörigkeit zum Herzogtum Ostfranken einem Bundesland Franken zuzuordnen,
wird kaum durchsetzbar sein, u.a. weil sich Karlsruhe doch sehr stark mit der nicht kulturräumlich begründeten Identität der Badener
identifiziert.
Die gesamte Pfalz komplett Mosel-Pfalz zuzuordnen ist ebenfalls schwierig.
Auch wenn in der Gegend um die Stadt Heilbronn bereits kaum noch ostfränkische Sprachelemente feststellbar sind, wird dort trotzudem gerne der
Begriff Franken für Einrichtungen aller Art verwendet. Die restliche Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken ist dahingegen eindeutig ostfränkisch
und war u.a. auch Teil des Fränkischen Reichskreises.
Für eine Zuordnung Rheinhessens nach Hessen spräche neben der genaueren
kulturräumlichen Zuordnung allerdings auch die Zugehörigkeit zur Metropolregion Rhein-Main.
Odenwald und Spessart können
kulturräumlich nicht ganz eindeutig Hessen zugeordnet werden, und auch weil es historische Verbindungen zu Franken gibt. Aktuell wird auch der
Name Churfranken zunehmend etabliert.
Will man sich alternativ dazu an der ehemaligen Kurpfalz orientieren, wird alles noch
einmal komplizierter.
Nordhessen, Osthessen, Westthüringen, Ostfalen, Westfalen
Hier treffen fünf Dialekträume - Rheinfränkisch, Ostfränkisch, Thüringisch-Oberfränksich, Ostfälisch und Westfälisch - recht eng beieinander aufeinander. Es gibt bezogen auf die Dialekte viele Übergangszonen, die größtenteils, wie z.B. das Ringgauisch, auf alte Herrschaftsgebiete zurückgeführt werden können. Die Landgrafschaften Hessen und Thüringen brachten viele Verbindungen und viel Austausch. Insbesondere in Nordhessen und Westthüringen müssten einige Landkreise evtl. geteilt werden.
Lausitz, Südmark
Die Lausitz (Niederschlesien) könnte auch komplett zu Brandenburg kommen, wodurch der südmärkische Raum besser vereint wäre. Hier könnten auch manche Landkreise mit Thüringen-Obersachsen geteilt werden.
Rohdaten
Die Zuordnungen der Landkreise habe ich nach folgenden vorwiegend über Wikipedia zusammen getragenen Rohdaten erstellt:
Download (MS Excel).
Sollten Sie fehlerhafte Zuordnungen feststellen, so bin ich für jeden Hinweis sehr dankbar!
Sollten Sie mit dem Konzept grundsätzlich sympathisieren, so können Sie gerne mit mir in Kontakt treten, um gemeinsam
z.B. eine Interessengemeinschaft oder Ähnliches zu gründen.
Verwaltungsstrukturen
Die Verwaltungsstrukturen müssen im Sinne von Effizienz und Effektivität möglichst flach gehalten werden.
Eine zweistufige Verwaltung bestehend aus Land und Kommunen (Gemeinden, Städte, Landkreise, kreisfreie Städte) muss zum Einsatz kommen. Aus
diesem Grund sollte z.B. grundsätzlich auf Landesverwaltungsämter als mittlere Verwaltungsebene verzichtet werden.
In den verkleinerten ehemals sehr großen Bundesländern gibt es dann auch keine Notwendigkeit mehr für die Einrichtung von Regierungsbezirken.
Somit entfällt der große Aufwand für den Unterhalt der Bezirkstage und für die Direktwahlen durch die Bürger.
Stattdessen sollten die meist bereits existierenden Planungsregionen zur Verwaltungsgemeinschaften aus Landkreisen und kreisfreien Städten mit
etwa 250.000 bis 1.000.000 Einwohnern ausgebaut werden. Großstädte mit diesen Einwohnerzahlen sollten hier grundsätzlich ausgenommen werden und
als eigene Einheiten den Planungsregionen gleichgestellt werden.
Mehr dazu unter Verwaltungsstruktur.